Lexikon
Bobath
Das Bobath-Konzept basiert auf neurophysiologischen und entwicklungsneurologischen Grundlagen und orientiert sich an den Ressourcen und der Zielsetzung des Patienten. Es ist ein bewährtes, weltweit verbreitetes bewegungstherapeutisches Behandlungskonzept für Menschen mit motorischen Beeinträchtigungen aufgrund neurologischer Funktionsstörungen. Die Bobath – Therapie ist anwendbar bei Säuglingen, Kindern, Jugendlichen und erwachsenen mit angeborener bzw. frühkindlich erworbener zerebraler Bewegungsstörung, bei Entwicklungsverzögerungen unklarer Genese, sensomotorischen Störungen und anderen neurologischen sowie neuromuskulären Erkrankungen.
Drehen
Das Drehen eines Säuglings von Rücken- in Bauchlage geschieht meist ab 4,5 Monaten. Sollte der Säugling sich bis zum 6. Monat noch nicht selbständig drehen, sollte man schauen, was ihn daran hindert. Das Drehen von der Bauch- in die Rückenlage passiert meistens Ende 6. / Anfang 7. Monat, da der Säugling für diese Bewegung mehr motorische Voraussetzungen benötigt. Wenn der Säugling sich viel früher dreht, geschieht das meist durch ein “Umfallen” oder durch eine Überstreckung. Diese Bewegungsmuster haben nichts mit einem physiologischen Drehen des Säuglings zu tun.
Explorieren
Erkunden.
Ein Säugling erkundet z.B ein Spielzeug, in dem er es in den Mund nimmt, mit den Händen abtastet, sich anschaut und wieder in den Mund nimmt. So lernt er die Konsistenz von Materialen, die Form, das Gewicht und die Temperatur kennen. Wir sehen einen Gegenstand und haben eine gewisse Vorstellung davon, wie er sich anfühlen und wie schwer er sein mag.
Fremdeln
Fremdeln ist ein wichtiger Entwicklungsschritt. Die meisten Babys fangen im sechsten bis neunten Lebensmonat an zu fremdeln, bei manchen beginnt es aber auch später und hält dafür etwas länger an. Abhängig ist der Beginn der Fremdelphase von der Persönlichkeit und den Erfahrungen des Kindes. Fremdeln ist kein Grund zur Besorgnis, ganz im Gegenteil. Es ist ein sinnvoller Schutz, da Kinder in diesem Alter anfangen zu krabbeln, beginnen sich aufzurichten, erste Stehversuche ausprobieren und erste Schritte machen. Durch das Fremdeln suchen die Kinder dann die Nähe der vertrauten Personen und festigen dadurch die Bindung. Wenn das Kind fremdelt, hat Ihr Kind einen wichtigen emotionalen Entwicklungsschritt getan. Das Kind kann nun zwischen vertrauten und fremden Personen unterscheiden.
Frühchen
Von einer Frühgeburt spricht man bei der Geburt eines Säuglings vor Vollendung der 37 SSW. Das Geburtsgewicht ist in der Regel unter 2500 Gramm.
Handling
Das Handling ist die Handhabung mit dem Säugling, z.B das Hochnehmen, Hinlegen und Tragen. Das Händeln eines Säuglings sollte so langsam durchgeführt werden, dass die Bewegungen wahrgenommen und verarbeitet werden können. Die Bewegungen sollten dem normalen, Bewegungsablauf eines Säuglings entsprechen, d.h. der Säugling wird zum Beispiel über die Drehung hochgenommen und auch wieder abgelegt. Wenn der Säugling älter wird, kann er dabei helfen, d.h. sich mitdrehen und abstützen und beim Anziehen z.B. schon den Kopf abheben und einen Arm entgegen strecken.
Hüftdysplasie
Die Diagnose “Hüftdysplasie” wird meist bereits bei der U1 im Krankenhaus durch die Ultraschall-Untersuchung gestellt. Bei der Hüftdysplasie handelt es sich um die Folge einer Reifestörung vor dem Hintergrund einer neuronalen Fehlsteuerung des Muskelkorsetts der Hüfte. Es kommt zu einer muskulären Dysbalance, aufgrund derer sich eine Fehlstellung und im weiteren eine Fehlform insbesondere der Gelenkpfanne entwickelt. Es werden primäre und sekundäre Dysplasien unterschieden. Immer dann, wenn die muskuläre Koordination nicht optimal ist, muss mit der Entwicklung einer (sekundären) Dysplasie gerechnet werden. Im schwerwiegenden Fall kann eine Dysplasie sich hin zu einer Hüftluxation entwickeln.
IntraActPlus-Konzept
Das IntraActPlus-Konzept ist ein verhaltenstherapeutisch orientierter Therapie- und Interventionsansatz, der von Jansen und Streit auf der Basis von Ergebnissen der psychologischen Grundlagenforschung seit mehr als 20 Jahren ständig weiterentwickelt wird.
Stärker als in der Verhaltenstherapie sonst üblich wird „Beziehung“ mit in die Arbeit einbezogen. Um Beziehungssignale, die meist im Bereich von Millisekunden gesendet und verarbeitet werden, zu erfassen, wurde als Besonderheit des IntraActPlus-Konzeptes die Videoarbeit perfektioniert.
Das IntraActPlus-Konzept deckt den gesamten Altersbereich vom Baby über den Jugendlichen bis zum Erwachsenen ab. Der Prävention von seelischen Störungen kommt dabei eine besondere Bedeutung zu.
Gerade in den ersten Lebensmonaten ist eine positive, sichere Eltern-Kind-Beziehung entscheidend für die Selbstregulation des Säuglings und für sein Lernen beispielsweise in den Bereichen Sozialverhalten, Sprache, Wahrnehmung und Motorik.
Känguruh - Methode
In den 80er – Jahren begann das “Känguruen” auf den Neugeborenen Stationen zu boomen. Die Neugeborenen wurden auf die Brust der Mutter oder des Vaters gelegt. Diese Idee, die in Kolumbien ursprünglich entwickelt wurde, aufgrund fehlender Inkubatoren, hat sich mittlerweile etabliert. Das Besondere am Känguruhen ist die Festigung der Bindung zwischen Eltern und Kind. Wichtige Lebensfunktionen wie Herzschlag und Atmung werden regelmäßig und stabil.
Kleinkind
Dies bezeichnet die Lebensphase zwischen dem 2. und 3. Lebensjahr. Im Allgemeinen werden spätestens nach dem ersten Geburtstag aus krabbelnden Säuglingen im 2. Lebensjahr laufende und sprechende Kleinkinder. Eine spannende Phase beginnt. Mit den neu erworbenen motorischen Fähigkeiten und der zunehmend einsetzenden Sprache ändert sich auch die Form der Interaktion der Eltern mit ihrem Kind.
Kognitiv
bedeutet ,erkennen‘, ‚erfahren‘ oder ‚kennenlernen‘
Zu den kognitiven Fähigkeiten eines Menschen zählen unter anderem:
- Wahrnehmung und Aufmerksamkeit,
- Erinnerung und Lernen,
- das Problemlösen, Kreativität und Vorstellungskraft,
- das Planen und die Orientierung,
- die Argumentation,
- die Selbstbeobachtung (Introspektion),
- der Wille,
- und das Glauben
Opisthotonus
Der Opisthotonus ist eine starke Anspannung der Rückenstreckmuskulatur. Es führt zu einer starken Rückwärtsneigung des Kopfes und zur Überstreckung des Rumpfes und der Extremitäten.
Säugling
Ein Säugling wird in den ersten 4 Lebenswochen als Neugeborener bezeichnet. Bis zur Vollendung des ersten Lebensjahres verwendet man den Begriff Säugling.
Schreien
Das Schreien ist Teil des normalen Verhaltensrepertoires eines Säuglings. Durch Schreien signalisiert der Säugling zum Beispiel, dass er Hunger oder Schmerzen hat, ihm unwohl ist oder dass er Zuwendung braucht. Exzessives Schreien liegt nach der am häufigsten verwendeten Definition dann vor, wenn die sogenannte „Dreierregel“ („rule of threes“) erfüllt ist. Diese besagt, dass das Schreien über einen Zeitraum von mindestens drei Wochen an mindestens drei Tagen pro Woche mehr als drei Stunden pro Tag auftritt. Neben der Dreierregel wird insbesondere die Unstillbarkeit der Schreiattacken als charakteristisches Merkmal betont. Als exzessives Schreien im Säuglingsalter wird das Verhalten eines Säuglings bezeichnet, der an unstillbaren, dauerhaften Schrei- und Unruheattacken leidet. Umgangssprachlich werden die betroffenen Säuglinge Schreibabys genannt. Exzessives Schreien im Säuglingsalter ist häufig: Etwa 16 bis 29 Prozent aller Säuglinge sind in den ersten drei Lebensmonaten betroffen. Bei etwa 8 Prozent besteht das Verhalten über den dritten Monat hinaus. Das beschriebene Störungsbild beginnt meist um die zweite Lebenswoche und bildet sich in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle nach drei bis vier Monaten zurück. Aufgrund des zeitlichen Auftretens und der unbewiesenen Vermutung, dass eine Kolik Ursache der Beschwerden des Säuglings sein könnte, wird das Störungsbild als Dreimonatskolik bezeichnet. Das exzessive Schreien kann z.B auch durch Regulationsprobleme hervorgerufen werden. Organische Störungen müssen ausgeschlossen werden.
Semja - Konzept
Es beinhaltet besondere motorische und kognitive Befunderhebungen und daraus resultierende Analysen mit einer anschließenden darauf abgestimmten Beratung der Familie. Der Schwerpunkt liegt dabei auf dem ersten und dem zweiten Lebensjahr des Säuglings, um einen optimalen Start ins Leben zu fördern.
Sichelfuß (Pes adductus)
Beim Sichelfuß handelt es sich um eine Adduktionsstellung der Mittelfußknochen. Dabei ist die Ferse in Nullstellung oder leichter Valgusstellung. So entsteht die Sichelform.
Stillen
Eigentlich ist das Stillen das Normalste der Menschheit. Nur leider klappt es nicht immer, oder es ist erst gar nicht möglich. Es gibt zahlreiche Gründe hierfür, die, wenn man sie erkennt, häufig einfach behoben werden können.
Beispiele, warum ein Baby Schwierigkeiten beim Stillen hat:
- Das Baby bekommt die Brustwarze nicht richtig in den Mund.
- Es ist zu schläfrig zum Trinken.
- Es ist zu zappelig zum Trinken.
- Es kann seinen Kopf aufgrund einer Blockierung der Halswirbelsäule nicht richtig einstellen und halten.
- Es kann aufgrund von Regulationsproblemen die waagerechte Haltung schwer ertragen.
- Es hat eine Körperkontaktblockierung entwickelt.
Tragetuch
Die Meinungen zum Tragetuch/ Tragevorrichtungen können nicht unterschiedlicher sein. Wir sprechen uns dagegen aus, ein Kind ausschließlich im Tragetuch von A nach B zu tragen. Es gibt eine Reihe von Gründen, die dagegen sprechen. Ein wichtiger Aspekt ist, dass die “Irritation des vestibulären Systems” häufig sehr groß ist. Wird das Kind nach einem langen Tragetuch Tag dann abends abgelegt, weint es und findet keine Ruhe. Vergleichbar ist dies mit dem Gefühl, nach einem Tag auf hoher See, wieder Land zu betreten. Aber auch die frühzeitige Vertikalisierung des Babys im Tragesystem ist belastend, es bewirkt häufig eine Überlastung des weichen noch nicht stabilisierten Haltungssystems des Säuglings. HWS – Blockaden können u.U. eine Folge sein, wenn das aktive Bewegen des Säuglings durch das ausschließliche Tragen minimiert wird oder sogar wegfällt.
Vojta
Bei der Vojta – Behandlung wird unser Gehirn angeregt, das Programm der angeborenen idealen Bewegungsmuster in Gang zu setzen. Der Neurologe Prof. Dr. Vaclav Vojta hat in den 50er Jahren herausgefunden, dass man in die Steuerung des Gehirns eingreifen kann, um Haltung und Bewegung zu beeinflussen. Die entstandenen Bewegungen werden Reflexfortbewegungen genannt.
Zungenbändchen
Ankyloglosson, auch Ankyloglossie, Ankyloglossum bezeichnet in der Medizin eine angeborene Entwicklungsstörung der Zunge, bei der die Zungenspitze durch ein zu straffes und zu weit nach vorne reichendes („angewachsenes“) Zungenbändchen (Frenulum linguae) am Mundboden fixiert ist. Durch die eingeschränkte Beweglichkeit der Zunge können Schwierigkeiten beim Stillen und später auch Störungen bei der Lautbildung während des Sprechens entstehen. Eine Behandlung ist durch ein Durchtrennen des Zungenbändchens einfach und komplikationslos möglich.